Früher war alles ganz einfach. Papa fuhr einen Benziner. Was sonst. Diesel besaßen nur Taxifahrer, Fernfahrer und gelegentlich Männer mit wachen Augen und Perlen im Bart, die sich freuten, dass ihr Auto mit Pflanzenöl vom Discounter betankt werden konnte.
Der Dieselmotor galt jahrzehntelang als sparsam und stabil, aber auch als unkultiviert und langsam. Klassische Mercedes-Diesel wurden als „Wanderdüne“ bezeichnet – und fahren heute passenderweise oft noch als Taxis durch Nordafrika. Hierzulande wollte so etwas kaum jemand fahren. Entsprechend lag der Dieselanteil an den Neuzulassungen in Deutschland im Jahr 1997 bei knapp unter 15 Prozent. Ab 1999 stieg er rapide an, erst auf 22,3 Prozent, dann im neuen Jahrtausend auf mehr als 30 Prozent.
Warum wollten auf einmal auch ganz normale Autofahrer einen Diesel fahren? „Schuld“ waren die Italiener. 1986 brachte Fiat den ersten Direkteinspritzer-Diesel auf den Markt, der mit Turboaufladung gute Fahrleistungen und hohe Elastizität bot. Moderne Diesel fuhren sogar kräftiger als Benziner, waren aber sparsamer – und das bei günstigeren Spritpreisen.
Ab dem Jahr 2000 verhalf Volkswagen dem Ölbrenner mit der zweiten TDI-Motorengeneration („Turbocharged Direct Injection“) zum endgültigen Durchbruch in Deutschland. Erst in Passat, A3 und A4 und dann im Topseller Golf. Einen historischen Höchststand erreichte die Dieselquote mit 48 Prozent im Jahr 2015. Dann kamen erst der VW-Skandal und anschließend die Abgasdebatte – und alles änderte sich.
Welches Auto passt zu mir?
Seitdem sinkt der Dieselanteil wieder. Im März 2018 betrug er 31,4 Prozent. Die Autofahrer sind verunsichert: Durch die Medien geistern Schlagworte wie „Fahrverbote in Innenstädten“, „Diesel-Tote“, „Umtauschprämien“ und vor allem jede Menge Alternativen. Benziner, Hybrid, Plug-in-Hybrid, E-Auto – oder lieber Erdgas und Flüssiggas? Sollte man sich so ein Auto anschauen? Oder doch lieber beim Benziner oder gar beim Diesel bleiben?
Die Autoindustrie reagiert auf die Verunsicherung stets mit derselben Antwort: Die Diesel der neuen Generation seien sauber. Doch gut zwei Drittel aller Autokäufe in Deutschland finden im Gebrauchtwagensektor statt. Die meisten gekauften Autos profitieren also vorerst nicht von dieser neuen Abgastechnik. Die Besitzer solcher Autos fragen sich also: Muss ich mit einem Fahrverbot rechnen? Bin ich möglichst umweltfreundlich unterwegs? Könnte ich günstiger fahren?
Vor allem die Thematik Fahrverbote ist aus Sicht vieler Autofahrer problematisch. Moderne Diesel sollen ausgenommen werden, heißt es – aber was bedeutet das? Zwischen dem 1. September 2017 und dem 1. Januar 2021 treten jährlich neue Ausbaustufen der Abgasnorm Euro 6 in Kraft. Erst ein neuer Zyklus und strengere Regeln für Partikelemissionen bei Benzinern. Dann zusätzlich RDE-Fahrtests auf der Straße in zwei Stufen. Das alles jeweils für neu typgeprüfte Modelle und alle Neuwagen.
Wer soll da noch durchblicken? Ihr. Mit unserem Motor-Atlas. Hier findet Ihr zum Thema Auto-Antrieb die neuesten Nachrichten, Einschätzungen von Experten und vor allem: zu jedem Antrieb mit jeder Schadstoffnorm eine fundierte Einschätzung, für wen er sich eignet und wann man lieber die Finger davon lassen sollte. Wir setzen Fakten gegen Verunsicherung, damit der Autokauf wieder mehr Spaß macht.
Den einen Antrieb, der für jeden Autofahrer passt, gibt es womöglich nicht mehr. Elektroauto für die Kurzstrecke, Hybrid für den Taxifahrer, Diesel für die Langstrecke – so könnte künftig ein möglicher Antriebsmix aussehen. Ja, früher war alles einfacher – dafür ist heute die Auswahl so groß und alltagstauglich wie noch nie. Wir wünschen: Viel Spaß mit Deinem Nächsten!